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Pressemitteilung

Grüne Bundeswertpapiere: Ein Zwilling mit Zukunftspotenzial?

Der deutsche Staat hat sich im September mit der Emission seiner ersten zehnjährigen grünen Bundesanleihe dem Trend für nachhaltige Wertpapiere angeschlossen. Die Mittel aus der Emission dieser Anleihen werden zur Erreichung der Klimaschutzziele verwendet, zu denen sich die Bundesrepublik Deutschland verpflichtet hat. Genauere Details hierüber finden sich in einem Rahmenwerk¹, welches regelmäßig von unabhängiger Stelle überprüft wird. Mit diesen Angaben entspricht der deutsche Staat den Anforderungen nachhaltig orientierter Investoren, die anhand dieser Mindeststandards prüfen können, dass ihre Investitionen auch wirklich zum Schutz der Umwelt eingesetzt werden. Wie sich jedoch die herkömmliche Staatsanleihe vom neuemittierten grünen Zwilling unterscheiden und welches Zukunftspotenzial sie haben, erklärt Dr. Volker Schmidt, Senior Portfolio Manager und Anleihenexperte bei ETHENEA Independent Investors S.A.

Das Zwillingskonzept

Mit der Einführung der grünen Staatsanleihe verfolgt die Bundesrepublik das sogenannte Zwillingskonzept bei Bundeswertpapieren. Die zehnjährige grüne Anleihe hat genau die gleiche Laufzeit und den gleichen Kupon wie die gewöhnliche zehnjährige Bundesanleihe. Beide werden am 15. August 2030 fällig und haben einen Kupon von 0 %. Hierdurch soll den Investoren aber auch dem Emittenten deutlich gemacht werden, welche Kosten bzw. Erträge durch Emission bzw. Investment in eine grüne Anleihe entstehen. Soweit scheinen beide Wertpapiere identisch. Bei genauerem Hinsehen unterscheiden sich die beiden Zwillinge aber doch, denn bei ihrer Emission versprach die grüne Bundesanleihe eine negative Rendite von -0.46 % und damit etwas weniger als die -0.45 % der herkömmlichen Anleihe.

Die Vorteile der grünen Anleihe

Nachhaltigkeit und Flexibilität für Investoren, Zinsersparnis für den Emittenten – so knapp kann man die Vorteile der grünen Anleihen für beide Seiten zusammenfassen. Ein Win-win für alle. Bezogen auf das erstmalige Emissionsvolumen von EUR 6,5 Milliarden und bei einem aktuellen Renditeunterschied von zwei Basispunkten zwischen herkömmlicher und grüner Anleihe hat sich der deutsche Staat mit der grünen Anleihe EUR 650 000 pro Jahr an Zinskosten gespart - und das für die nächsten zehn Jahre! Wenn wir davon ausgehen, dass der deutsche Staat insgesamt EUR 50 Milliarden grüne Anleihen emittiert und der Zinsabschlag auf fünf Basispunkte steigt, dann beläuft sich die jährliche Zinsersparnis des deutschen Staats auf EUR 25 Millionen – anders formuliert: Die Investoren sind bereit für die Unterstützung der deutschen Klimaschutzziele auf genau diesen Ertrag zu verzichten. Schon bis Ende 2020 will der deutsche Staat insgesamt EUR 11 Milliarden grüne Anleihen bei Investoren platziert haben und daher im letzten Quartal diesen Jahres eine grüne Bundesanleihe mit fünfjähriger Laufzeit emittieren.

Eine spannende Zukunft

Das Zwillingskonzept beinhaltet zudem das Recht für den Käufer seine grüne Anleihe jederzeit in den konventionellen Zwilling tauschen zu dürfen. Dennoch denken wir, dass davon aber kaum jemand Gebrauch machen, da davon auszugehen ist, dass der grüne Zwilling stets einen höheren Wert haben dürfte. Der konventionelle Zwilling dürfte aufgrund seines höheren Emissionsvolumens stets etwas liquider sein, aber dieser kleine Nachteil der grünen Anleihe wird durch die Umtauschmöglichkeit ausgeglichen. Wir denken auch, dass die ein bis zwei Basispunkte Renditeabschlag, die wir bisher gesehen haben, in Anbetracht der Nachfrage nach grünen Investments sicherlich erst der Anfang sind.


¹ Siehe https://www.deutsche-finanzagentur.de/de/institutionelle-investoren/bundeswertpapiere/gruene-bundeswertpapiere/