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ETHENEA Masterclass 20.10.2020

In der Balance bleiben

Die Parallelen zwischen Höchstleistungen im Spitzensport und dauerhaftem Erfolg im aktiven Portfoliomanagement sind bei näherer Sicht augenscheinlich. In unserer ETHENEA Masterclass am 20.10.2020 tauschten sich Sven Hannawald, ehemaliger Ski-Springer, und Michael Blümke, Lead Portfolio Manager des Ethna-AKTIV dazu aus, welche Voraussetzungen ein Spitzensportler und ein Portfolio Manager mitbringen müssen, um erfolgreich zu sein.

Es bedarf sowohl im Spitzensport als auch im Portfolio Management eines Bündels von perfekt aufeinander abgestimmten Faktoren, die einander fördern, nicht blockieren und im Gleichgewicht sind. Sie geben in ihrer Gesamtheit den Ausschlag für Sieg oder Niederlage. Die Balance zu finden und einzuhalten ist somit der Erfolgsgarant, auch und gerade in stürmischen Zeiten. Ferner ist es wichtig, die (absolute) Rendite stets im Kontext des individuell eingegangenen Risikos zu beleuchten.

Sieg oder Niederlage?

Die körperliche Leistungsfähigkeit ist sicherlich eine notwendige Voraussetzung für sportliche Top-Platzierungen. Aber auch bei bester körperlicher Verfassung ist der Sieg nicht zwangläufig vorprogrammiert. Störfaktoren wie erheblicher psychischer Druck, manchmal auch die körperliche Auseinandersetzung mit dem sportlichen Konkurrenten und weitere Parameter können belastend wirken und im Endergebnis mitausschlaggebend für einen Misserfolg sein.
Ähnlich verhält es sich im Portfoliomanagement. Neben den „Basics“ wie Ausbildung, Disziplin und Erfahrungsschatz werden weitere Komponenten wie die Fokussierung auf das Tun, die unabdingbare Leidenschaft und das Beherrschen der Emotionen mit in die Waagschale geworfen. Idealerweise befinden sich sämtliche Einflussfaktoren im Gleichgewicht. Das ist die Basis für eine dauerhaft exzellente Leistung.

Von Sportgrößen …

Skispringen ist eine Sportart, die ihre Protagonisten oft an die Grenzen treibt. Nur für wenige Augenblicke ist der Athlet in der Luft, dann setzt er mit einem perfekten Telemark auf. Sven Hannawald weiß wovon er spricht. Er war einer der Begnadetsten im Zirkus der fliegenden Männer. In der Saison 2000/01 gewann er als erster Skispringer alle Teilwettbewerbe der Vierschanzentournee in einer Saison. Famos!
Disziplin gehörte für ihn absolut dazu, um bereits in jungen Jahren herausragende Leistungen abzuliefern. Ein diszipliniertes Vorgehen schließt den Spaß-Faktor aber nicht kategorisch aus. Im Gegenteil. Das eine bedingt das andere. Entscheidend ist, dass viele Räder für den Erfolg ineinandergreifen. Ein Idealzustand.
Doch was ist zu tun, wenn sich die Bedingungen zum Negativen verändern? Resignation ist ausgeschlossen. Vielmehr gilt, den Blick auch unter den neuen Gegebenheiten zu schärfen und das Ziel konkret vor Augen zu behalten. Nur so kann die Balance wiederhergestellt werden, ohne dass das Pendel zu sehr in die eine oder andere Richtung ausschlägt.

…zum Portfoliomanagement

Was für den Spitzensportler Hannawald gilt und ihm sprichwörtlich „Flügel“ verlieh, deckt sich mit den Erfolgsparametern im Portfoliomanagement. Wieviel Erfolg ich in meinem Leben und Beruf habe, hängt stark davon ab, wie ich mit mir selbst umgehe und welche Prioritäten ich setze. Disziplin und hoch gesteckte Ziele bringen uns ins Tun und führen oftmals zum gewünschten Resultat. Ehrgeiz, Tatendrang und Selbstoptimierung sind unbestritten förderlich auf dem Weg nach oben.
Doch auch hier gilt die Maxime, alles in eine Balance zu bringen. Enttäuschungen sind in gewisser Hinsicht normal und begleiten jeden von uns. Wichtig ist, diese „Niederlagen“ als Erfahrungen wegzustecken und das eigene Können nicht in Frage zu stellen.

Fairerweise müssen wir dabei von „unserem“ Können sprechen. Denn es ist eine Teamleistung, die uns bei ETHENEA ausmacht. Jedes Teammitglied wird gehört, geschätzt und die mitunter unterschiedlichen Ansichten münden dann in einer Entscheidung, die jeder mittragen und verantworten kann. Erfolgreiches Portfoliomanagement bedeutet somit auch die Bereitschaft, die eigenen Ansichten von Fall zu Fall möglicherweise zu revidieren und das „persönliche Ego“ hintenanzustellen. Das funktioniert nur, um im Bild der ineinandergreifenden Räder zu bleiben, wenn es andere Organisationseinheiten gibt, die ihrerseits relevante Aufgaben erledigen und somit zum gemeinsamen Erfolg beitragen. Im sportlichen Bereich sind es beispielsweise Funktionäre oder der erweiterte Trainerstab. Vertrieb, Marketing lauten möglicherweise die Äquivalente im Asset Management. Nur so kann es gelingen, den eigenen Kopf für das Wesentliche (das Abwägen der Argumente bis hin zur notwendigen Entscheidungsfindung) freizubekommen.

Das impliziert auch die Möglichkeit, sich von der Konkurrenz notwendigerweise abzuheben. Diejenigen, die immer nur mit dem Strom (bspw. das „Kleben“ an einer Benchmark) schwimmen, berauben sich dieser Option.

Nicht in Schockstarre verfallen

Wie „das Kaninchen vor der Schlange“ ist eine bekannte Redewendung. Jemand ist unfähig, sich zu bewegen oder gar zu handeln. Auslöser kann beispielsweise Angst sein, die bekanntermaßen ein schlechter Ratgeber ist. Doch soweit darf oder muss es nicht kommen. Es gilt, gegenzusteuern, das Ruder wieder in die Hand zu nehmen und sich den Herausforderungen zu stellen. Beim Skisprung kann es eine unerwartete Windböe sein; mit der Corona-Pandemie erlebten wir vergleichbares.
Nach dem rasanten, heftigen Abverkauf an den Märkten lag die zentrale Herausforderung darin zu erahnen, ob und wann es mit den Kursen wieder nach oben geht. Mit Maßnahmenpaketen historischen Ausmaßes hat die internationale Staatengemeinschaft die sehr prekäre Lage beruhigt und Vertrauen bei den Investoren ausgelöst. Gerade in dieser undurchsichtigen Gemengelage ist die klare Sicht auf die Dinge/Fakten unablässig. Somit kam Ruhe in die Märkte.

Die Portfoliokonstruktion als Ergebnis der Balance von Risiko und Ertrag

Das Austarieren und in Bezug setzen von erwartbarer Rendite und eingegangenem Risiko ist für die Portfoliokonstruktion von entscheidender Bedeutung. Hierbei gilt, dass die Rendite in der historischen Rückschau kein Gradmesser für jene in der Zukunft ist. Insofern ist eine isolierte Betrachtung der Rendite-Größe nicht zielführend. Vielmehr müssen weitere Einflussgrößen hinzugezogen werden, um letztlich zur gewünschten Risiko-adjustierten Performance zu gelangen. Wie gelangt man nun zur Portfoliokonstruktion im Multi-Asset-Kontext?

Der Asset Allokation kommt hierbei eine zentrale Bedeutung zu. Sie ist die übergeordnete Strategie, die die Mischung der im Portfolio zu haltenden Anlageklassen für ein optimales Risiko-Rendite-Verhältnis festlegt. Anders formuliert: Die Asset Allokation (strategisch und taktisch) ist ein Grundbaustein jeder Anlagestrategie. Das, zumal Studien mehrfach den Beweis dafür geliefert haben, dass sie wichtiger als die Einzeltitelauswahl ist. Asset Allokation als auch die notwendige Diversifizierung (diese dient zur Erzielung eines verbesserten Chance-Risiko-Verhältnisses) beruhen dabei wiederum auf dem Gedanken der Ausgewogenheit.
Die letztliche Umsetzung zur „perfekten“ Portfoliokonstruktion ist dabei sozusagen ein zweistufiger Prozess. Wir rekurrieren auf Szenarien, die ihrerseits Aufschluss über das Risiko-Ertrags-Verhältnis geben. Auf dieser Basis erfolgt dann abschließend die Optimierung, das bedeutet die Portfoliokonstruktion unter Einbeziehung der erwarteten Korrelation im Kontext des übergeordneten Balance-Gedankens.

Anleger sollten sich immer vergegenwärtigen, dass sie mit der richtigen Asset Allokation und Diversifikation ihren individuellen Zielen einen entscheidenden Schritt näherkommen. Purer Aktionismus widerspricht dem Ziel, auf Kurs zu bleiben.