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Der US-Aktienmarkt ist der unmittelbare Nutznießer des KI-Booms

Im vergangenen Jahrzehnt war die Dominanz der US-Börsen überdeutlich. Wird die Verbreitung der künstlichen Intelligenz (KI) ähnliche Wachstumsraten zurückbringen? Christian Schmitt, Portfolio Manager des Ethna-DYNAMISCH, sieht die Basis für die Vorreiterstellung durch die Größe des US-Binnenmarktes und die Wirtschaftsstruktur gegeben.

Die Outperformance des US-Aktienmarktes im letzten Jahrzehnt war beeindruckend: Seit 2010 hat der S&P 500 einen Kursgewinn von rund 290 Prozent erzielt. Die Kurssteigerung des STOXX Europe 600, der im gleichen Zeitraum um rund 80 Prozent zulegte, nimmt sich im Vergleich dazu bescheiden aus. „Obwohl der US-Aktienmarkt tendenziell höher bewertet ist, spielt die Ausweitung der Multiplikatoren bei der Erklärung der Outperformance nur eine untergeordnete Rolle“, ordnet Schmitt ein. „Die Gründe sind vielmehr fundamentaler Natur: Die Umsatz- und Gewinnentwicklung der Unternehmen im S&P 500 war steil, während die fundamentale Entwicklung der Unternehmen im STOXX Europe 600 in den letzten zehn Jahren eher flach verlief.“

Wachstum durch Verbreitung künstlicher Intelligenz

Zur Beantwortung der Frage, ob der KI-Boom derartige Wachstumsraten zurückbringt und wer die Nutznießer sein werden, ordnet der ETHENEA Portfolio Manager Unternehmen mit direktem Engagement in drei Gruppen ein: Erstens Hersteller von Halbleitern und zugehörigen Geräten, zum Beispiel Nvidia. Zweitens Hyperscaler, die die Cloud-Computing-Infrastruktur bereitstellen, darunter Alphabet. Und drittens Technologieunternehmen, die KI-Technologie zur Verbesserung ihrer Produkte und Dienstleistungen einsetzen, etwa Salesforce. „Die größten und bedeutendsten Unternehmen aus diesen drei Gruppen haben ihren Sitz in den USA“, stellt Schmitt fest. „Die unmittelbaren Auswirkungen des KI-Booms – der bisher mehr Fantasie als Realität ist – haben sich bereits in den Aktienkursen dieser verschiedenen Unternehmen niedergeschlagen, sodass der US-Aktienmarkt der kurzfristige Nutznießer ist.“

Der Portfolio Manager erwartet, dass die umfassenderen, längerfristigen Vorteile der Einführung von KI jenen Unternehmen zugutekommen werden, die KI zur Produktivitätssteigerung einsetzen. „Am meisten profitieren Firmen mit vielen Wissensarbeitern und hohem Verwaltungsaufwand –unabhängig vom geografischen Standort.“ Allerdings räumt er ein: „Wie bei neuen Technologien üblich, sind es innerhalb dieser Gruppe die größeren und innovativeren Unternehmen, die den größten Nutzen daraus ziehen können – und diese sind eben vorrangig in den USA zu finden.“

In den USA stimmen die Charakteristika für Innovation, Effizienz und Wachstum

Dass sich unternehmerische Größe und Innovationskraft in den USA konzentrieren, komme nicht von ungefähr: „Die bessere fundamentale Performance der USA ist im Allgemeinen auf einen größeren Binnenmarkt und ein höheres Maß an Kapitalismus zurückzuführen, der Innovation und Risikobereitschaft fördert, was wiederum zu mehr Effizienz und Wachstum führt“, so Schmitt. „Die größten und erfolgreichsten Unternehmen von heute sind aus diesem Umfeld hervorgegangen.“ Die Branchenzugehörigkeit der weltweit führenden Unternehmen sei ein weiterer Erklärungsfaktor für die Outperformance der USA in der vergangenen Dekade: Denn im S&P 500 ist der IT-Sektor mit seinen historisch starken Wachstumsraten, seiner hohen Profitabilität und seinen gut skalierbaren Geschäftsmodellen mit 25 Prozent gewichtet, im STOXX Europe 600 dagegen nur mit 5 Prozent.

Schmitt hält es für unwahrscheinlich, dass sich diese Charakteristika wesentlich ändern werden: „Langfristig dürften daher die attraktivsten Unternehmen weiterhin in den USA zu finden sein.“ Allerdings räumt er ein: „Die hohe Konzentration im S&P 500, wo fünf eher monothematische Namen fast ein Fünftel der Marktkapitalisierung ausmachen, birgt nochmals eigene Risiken.“