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ETHENEA-Kommentar: Warum die Federal Reserve bei Zinsschritten nicht pausieren wird

Volker Schmidt differenziert die Situation vor der anstehenden Zinsentscheidung der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) am 22. März 2023. Nach der Pleite der Silicon Valley Bank (SVB) in Kalifornien sei die Prognose deutlich schwieriger geworden:

  • Auf der einen Seite steigen die Verbraucherpreise in den USA weiter an, wie die jüngst veröffentlichten Inflationszahlen für Februar deutlich zeigen: Im Vorjahr lag die Teuerung bei sechs Prozent. Dies liegt deutlich über dem Inflationsziel der US-Notenbank von zwei Prozent. Hinzu kommt, dass auch die US-Kerninflation nicht zurückgeht. In der vergangenen Woche hatte der Fed-Vorsitzende Jerome Powell bei einer Anhörung vor dem Kongress erklärt, dass die Erhöhung des Leitzinses um 50 Basispunkte vor dem Hintergrund eines nach wie vor robusten US-Arbeitsmarktes und starken Einzelhandelsumsätzen nicht ausgeschlossen sei. Dies würde eine Beschleunigung des Zinserhöhungszyklus bedeuten, nachdem die Fed auf ihrer Sitzung im Februar eine Anhebung um 25 Basispunkte beschlossen hatte. Die grundlegenden Wirtschaftsdaten haben sich seither kaum verändert.
  • Auf der anderen Seite hat die Insolvenz der SVB die Möglichkeit weiterer Bank Runs aufgezeigt: Weitere aggressive Zinsschritte könnten die Lage der Geldhäuser erschweren und es noch schwieriger machen, die Kunden davon abzuhalten, ihr Geld von der Bank abzuziehen. Auch psychologisch wäre eine Pause heikel. Sollte die Fed jetzt pausieren, könnte eine spätere Rückkehr zu Zinsanhebungen die Glaubwürdigkeit der Zentralbank beeinträchtigen.
  • Unter dem Strich halte ich es für realistisch, dass die Fed den Leitzins um 25 Basispunkte anheben wird, um der hartnäckigen Inflation, dem soliden Wachstum zu Jahresbeginn und dem sehr robusten Arbeitsmarkt Rechnung zu tragen. Da im April keine planmäßige Sitzung des Offenmarktkomitees stattfindet, hat die Fed danach zwei Monate Zeit, um die gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen der Bankenprobleme zu beobachten.
    Es ist nicht die Aufgabe des Offenmarktkomitees, für ein stabiles Bankensystem zu sorgen. Seine primären Ziele sind vielmehr die Bekämpfung der Inflation und die Förderung eines hohen Beschäftigungsniveaus. Da die Inflation deutlich über dem Ziel der Zentralbank liegt und die Beschäftigung weiterhin sehr hoch ist, gibt es kaum Gründe, die Zinserhöhungen auszusetzen. Rezessionsängste wären verfrüht, und Bankkunden müssen sich keine Sorge um ihre Einlagen machen. Sie können diese auf sicherere Banken verlagern. Eine Aussetzung der Zinserhöhungen als reine Vorsichtsmaßnahme käme daher nicht infrage.“