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Getting down the yield curve

Es gibt eine alte Bergsteigerweisheit: Der Berg gehört dir erst, wenn du wieder unten bist. Jeder Alpinist weiß, dass die meisten Unfälle auf dem Weg nach unten passieren, nicht auf dem Weg nach oben. Nach einem spektakulären Anstieg in den letzten Monaten sind die langfristigen US-Renditen auf den höchsten Stand seit Jahrzehnten gestiegen. Die vermeintlich ultrasicheren Staatsanleihen sind auf dem besten Weg, das dritte Jahr in Folge Geld zu verlieren und in diesem Zeitraum um rund 40 Prozent abzustürzen. Das Rekordtempo, mit dem die Fed die Zinsen anhebt, um der rasant steigenden Inflation entgegenzuwirken, und ein noch nie dagewesenes Staatsdefizit (6,3 % des BIP im Fiskaljahr 2023) haben die Märkte verunsichert und die langfristigen Renditen in die Höhe getrieben. Die spannende Frage ist nun, wie es mit den langfristigen Renditen weitergeht: Ein rascher Rückgang, ein Plateau oder ein neuer Höchststand, der erst noch erreicht werden muss?

Echtzeit-Geldflussdaten deuten darauf hin, dass viele Anleger auf einen raschen Rückgang der Renditen setzen: Das Tempo der Käufe langlaufender Staatsanleihen ist so hoch wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Auch wenn die langfristigen Renditen auf längere Sicht ihren Höchststand erreicht haben dürften, da die Fed keine weiteren Zinserhöhungen mehr vornehmen wird, lauern kurzfristig zahlreiche Risiken. Ein wichtiger Gegenwind ist die überraschende Widerstandsfähigkeit der US-Verbraucher. Trotz der Verschärfung der finanziellen Bedingungen durch die Fed haben die Stärke der Verbraucher und die stabile Beschäftigung das BIP-Wachstum im dritten Quartal 2023 auf eine annualisierte Rate von 4,9 % katapultiert. Ein hoher Konsum und ein angespannter Arbeitsmarkt sind in der Regel schlechte Vorzeichen für einen Rückgang der Inflation auf 2 % und eine baldige Zinssenkung durch die Fed. Eine weitere Risikoquelle ist die US-Verschuldung. Das derzeitige Tempo der US-Staatsausgaben und -Schulden ist beispiellos, und es gibt keine Anzeichen für eine künftige Verlangsamung. All dies deutet eher auf ein Plateau auf hohem Niveau hin.

Wir verfolgen einen vorsichtigen Ansatz, wenn es darum geht, den Renditeberg hinunterzusteigen, wobei die Duration unseres Portfolios derzeit bei 3,4 liegt. Dies unterscheidet uns von den meisten unserer Wettbewerber und hat in letzter Zeit zu einer hervorragenden Performance geführt. Da wir keine weiteren Zinserhöhungen erwarten, ist der nächste sinnvolle Schritt der Aufbau von Positionen am längeren Ende der Kurve. Gleichzeitig respektieren wir die Aufwärtsdynamik und bleiben vorerst vorsichtig. Angesichts unseres Ziels, sowohl kurz- als auch langfristig eine ordentliche Performance zu erzielen, überwiegen unseres Erachtens die aktuellen Risiken die Renditeaussichten. Mittelfristig werden die Zinsen jedoch sinken, was Anlegern in festverzinslichen Wertpapieren eine gute Performance bescheren wird. Das Erklimmen von Berggipfeln ist nicht einfach, aber mit der richtigen Planung und Erfahrung kann ein sicherer Abstieg nicht nur geistig befriedigend, sondern im Falle von Renditespitzen auch finanziell lohnend sein.